Der Liegeschaftzinssatz ist der Zinssatz, mit dem der Verkehrswert von Liegenschaften im Durchschnitt marktüblich verzinst wird (§ 11 WertV). Hinter dieser formalen Definition steht, dass der Wert der Immobilie eine Verzinsung abwürft, welche vergleichbar, aber nicht identisch mit der Verzinsung am Kapitalmarkt ist.

Da der Zinssatz mit dem Risiko einer Geldanlage korreliert, kann man grundsätzlich sagen, dass der Zinssatz mit steigendem Risiko ebenfalls größer wird. Das Risiko steht wiederum in Beziehung mit der Wertbeständigkeit der Anlage. Da zumindest langfristig eine Immobilie wertbeständiger ist, als Geld, ist der Liegenschaftszinssatz in der Regel niedriger als der Kapitalmarktzins. Zwischen den einzelnen Immobilienarten schwankt der Liegenschaftszinssatz ebenfalls in Abhängigkeit vom Risiko. Man kann sich verdeutlichen, dass nach diesem Blickwinkel, ein niedriger Liegenschaftszinssatz auf eine werthaltigere Immobilie rückschließen lässt.

Der Liegenschaftszinssatz wird im Ertragswertverfahren berücksichtigt. Nach Multiplikation mit dem Bodenwert ergibt sich der so genannte Bodenverzinsungsbetrag, welcher von dem Jahresreinertrag abgezogen wird. Daraus resultiert, dass (bei gleich hohen Mieteinnahmen) ein höherer Liegenschaftszins zu einem niedrigeren Verkehrswert der Immobilie führt. Bei der Ermittlung des Liegenschaftszinssatzes ist also Sorgfalt walten zu lassen.

Die Wertermittlungsverordnung legt fest, dass der Liegenschaftszinssatz auf der Grundlage geeigneter Kaufpreise und der ihnen entsprechenden Reinerträge für gleichartig bebaute und genutzte Grundstücke unter Berücksichtigung der Restnutzungsdauer der Gebäude nach den Grundsätzen des Ertragswertverfahrens zu ermitteln ist. Auch wenn sich in der Literatur vereinfachte Liegenschaftszinssätze finden lassen, sollte stets beim örtlichen Gutachterausschuss angefragt werden, wie die spezifischen Liegenschaftszinssätze aussehen.